Publikationen
Bestimmung
der Sorptionsisothermen organischer Beschichtungen für Wasser und
dessen Einfluß auf Beschichtungseigenschaften
1.0
Einleitung
Organische
Beschichtungen, wie z.B. Fassadenanstriche,
Korrosionsschutzbeschichtungen oder Autolackierungen werden im
praktischen
Einsatz regelmäßig durch Feuchtigkeit belastet. Dabei nehmen
diese
Beschichtungen unterschiedliche Mengen an Wasser auf. Den Zusammenhang
zwischen
der Wasseraufnahme und der relativen Luftfeuchte zeigen die
Sorptionsisothermen. Während die Sorptionsisothermen von
Baustoffen
systematisch untersucht worden sind [1], liegen bei organischen
Beschichtungen
[2] keine solchen umfassenden Untersuchungen vor. Diese
Untersuchungen
betreffen die Wasseraufnahme im Sättigungszustand. Der
Feuchtetransport durch
die Beschichtungen war nicht Gegenstand der Untersuchung.
Bisher wurde
fast immer über die Wasseraufnahme bei Einwirkung von
flüssigem Wasser berichtet [3]. Beschichtungen sind aber beim
praktischen
Einsatz meistens nicht flüssigem Wasser, sondern verschiedenen
Luftfeuchten
ausgesetzt.
Im vorliegenden
Forschungsvorhaben wurde
daher die Wasseraufnahme von
Beschichtungen bei verschiedenen Luftfeuchtigkeiten bis hin zur
Einwirkung von
flüssigem Wasser untersucht.
Dabei wurden
gezielt solche Beschichtungen untersucht, die erst
neuerdings eingesetzt werden und zu denen daher auch keine Angaben
über die
Sorptionsisothermen vorliegen.
Besonders
dringlich sind solche Angaben, weil mit der neuen
VOC-Richtlinie (volatile organic compounds) europaweit
lösemittelhaltige
Beschichtungsstoffe durch lösemittelarme und besonders durch
wässrige Systeme
ersetzt werden sollen. Gerade bei letzteren ist zu erwarten, dass sich
hydrophile
Gruppen ihrer Bindemittel und zugesetzte Emulgatoren bei
länger dauernder
Feuchteeinwirkung auf die Beständigkeit der Beschichtungen negativ
auswirken.
Ferner
erhebt sich die Frage, warum bei den vorliegenden Untersuchungen
weitgehend klassische Prüfmethoden und –verfahren verwendet
wurden. Der Grund
ist folgender:
Ergebnisse,
die mit diesen genormten Prüfmethoden erhalten werden, sind
auch heute noch die Grundlage und ausschlaggebend für die
Beurteilung und
Bewertung von Beschichtungen in der industriellen Praxis.
In diesem
AiF-Forschungsvorhaben sollte geklärt werden, in welchem
Ausmaß wichtige Beschichtungseigenschaften, wie die
Haftfestigkeit, mechanische
Eigenschaften und die Korrosionsschutzwirkung bei verschiedenen,
abgestuften
Luftfeuchtigkeiten bzw. bei Einwirkung von flüssigem Wasser
verändert bzw.
beeinflusst werden.
2.0
Ergebnisse
In
dem
Projekt wurden Beschichtungsstoffe für den Korrosionsschutz auf
gestrahltem und
entfettetem Stahl untersucht:
-
2-Komponenten-Epoxidharze,
lösemittelhaltig/ wässrig
-
2-Komponenten-Polyurethane,
lösemittelhaltig/ wässrig
-
Styrol/Acrylat-bzw.
Reinacrylat-Dispersionen, wässrig
Bei den
wässrigen Beschichtungsstoffen wurden hydrophilere und
hydrophobere Varianten verwendet.
Des
weiteren wurde an einigen ausgewählten
2K-Polyurethan-Beschichtungsstoffen auf wässriger Basis die
Wirkung eines
Haftvermittlers untersucht.
Die
Beschichtungsstoffe wurden hauptsächlich pigmentiert und teilweise
unpigmentiert geprüft.
Die
Pigmentierung wurde so ausgewählt, dass innerhalb einer
Bindemittelart die Pigmentierungskonzentration und die Art der
Pigmentierung
konstant blieben.
Die pigmentierten
Beschichtungsstoffe auf
Basis von Epoxidharzen und von
Dispersionen enthielten Korrosionsschutzpigmente (Zinkphosphat), die
auf Basis
von Polyurethanen aus Gründen der Verträglichkeit dagegen
nicht.
Die
Ergebnisse lassen sich wie folgt
zusammenfassen:
*
Die höchste Sorption zeigten die Dispersionsanstriche.
Die wässrigen
2K-Beschichtungen folgten in weitem Abstand und die
2K-Beschichtungen auf Lösemittelbasis absorbieren am wenigsten
Wasser.
Diese
Unterschiede zeigten sich
vor allen Dingen bei der Einwirkung von
flüssigem Wasser. Erwartungsgemäß sind
also Beschichtungen aus wässrigen
Beschichtungsstoffen gegenüber der Einwirkung von flüssigem
Wasser besonders empfindlich.
Dagegen
zeigt der Verlauf der
Sorptionsisothermen der verschiedenen
Beschichtungen, dass bis zu 95 % rel. Luftfeuchtigkeit alle
Sorptionsisothermen einen flachen und gleichmäßigen Anstieg haben.
Erst oberhalb von 95 % rel. Luftfeuchtigkeit zeigen sich dann
gravierende Unterschiede. Dies gilt besonders für die
Dispersionsanstriche, deren Sorptionsisotherme über 95 % rel.
Luftfeuchtigkeit bis in den
Bereich von 28 Gew. % Wasseraufnahme ansteigen (siehe Abb. 1).
*
Die Untersuchungen haben gezeigt, daß für die
Haftfestigkeit nicht die Höhe der Wasseraufnahme der Beschichtung
entscheidend ist. Ob in der Grenzfläche
angereichertes Wasser dann zur Enthaftung führt,
hängt von der Stärke
der Wechselwirkungen zwischen Beschichtung und Substrat ab. Darauf
deutet speziell die Wirkung des
Haftvermittlers, der an der Grenzfläche
wirksam
ist, aber die Sorption nicht verändert, hin. Auch durch die Art
der Substratvorbehandlung (Entfetten oder Strahlen) konnte die
Haftfestigkeit beeinflusst
werden, ohne dass die Sorption der Beschichtungen verändert wird.
*
Durch die Wasseraufnahme wurden alle
Beschichtungen mehr
oder weniger plastifiziert. Dies zeigte sich in der Erniedrigung der
Glasübergangstemperaturen genauso wie in der Herabsetzung der
Pendelhärte der
Beschichtungen bei Einwirkung von Feuchte. Allerdings konnte die
Höhe der Wasseraufnahme nicht mit den Veränderungen der
mechanischen Eigenschaften korreliert
werden (siehe
Abb. 2). Offensichtlich trägt die aufgenommene Wassermenge nicht
immer vollständig zur Plastifzierung bei. Dies deutet darauf
hin, dass das Wasser in unterschiedlicher Weise wirksam ist und
unterschiedlich (molekular und in „Clustern“) in die Beschichtungen
eingelagert wird. Nach W. Bosch
[3] führt die heterogene Einlagerung von Wasser in
„Clustern“(Wasseransammlungen) nicht zur Plastifzierung der
Beschichtung.
*Ein Zusammenhang zwischen der Höhe der
Wasseraufnahme und der Beständigkeit im Salzsprühtest
(Rostgrad, Blasengrad) konnte nur im Fall der Dispersionsanstriche im
Vergleich zu den anderen
Beschichtungen gefunden werden.
Dies führen wir auf
eine höhere
Ionen-Durchlässigkeit der Dispersionsanstriche zurück. Wir
nehmen weiter an, dass sie durch die hohe Wasseraufnahme in Form von
Wasseransammlungen
begünstigt wird.
3.0
Literatur
1)
H.
Klopfer
in Lehrbuch der
Bauphysik, B. G. Teubner, Stuttgart 1997, S. 333 f.
2)
W.
Funke, U. Zorll, W. Elser, Farbe & Lack 72, 1966, S. 311
3)
W. Bosch,
„Die
Plastifzierung von organischen Filmen durch Wasser und die zugrundeliegenden
Mechanismen“, Dissertation Universität Stuttgart 1992
Dieses
Forschungsvorhaben (AiF Vorhaben 13304 N, Bewilligungszeitraum 01.05.02
– 30.04.04) wurde aus
Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie (BMWi)
über
die Arbeitsgemeinschaft
industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF)
gefördert. Dafür danken wir.
Der Abschlussbericht über dieses Forschungsvorhaben kann beim FPL
e.V. bezogen werden.
Die Kurzfassung des Schlussberichts kann
hier
als PDF-Datei (96 kB) heruntergeladen
werden.